Mein Bruder ist wieder in Dortmund. Ich bin in Mainz. Zusammen sind wir von Köln über Bonn, Rheinbrohl, Boppard-Oppenhausen, Kastellaun und Bingen nach Mainz gefahren. Ich bin in diesen 7 Tagen fünfmal aufgetreten, Bruder Martin war immer dabei. Wir haben die Berge im Hunsrück bezwungen, auf der Loreley gesungen, viel gelacht und ein ganz bisschen geweint.

Martin ist der Jüngste von uns vieren und er ist mir, glaube ich, am ähnlichsten. Das gemeinsame Radfahren funktionierte dementsprechend harmonisch, so als wären wir schon Monate zusammen unterwegs gewesen. Ich dachte, ich kenne ihn ganz gut, aber auf dieser Reise habe ich wirklich viele Dinge an ihm kennengelernt, die ich noch nicht wusste. Und einiges hat mich in Erstaunen versetzt: Dass er bei jedem Gastgeber den richtigen Ton trifft, dass er alle Gesprächspartner innerhalb der ersten drei Sätze zum Lachen bringt, dass er nach zwei Tagen meine Auftritte managt, dass er sich Gedanken macht über die Menschen, denen wir begegnen. Dass er Fleisch braucht, auf dem Rad quasselt wie ich und mich mit einem Spruch gleichzeitig zum Lachen und auf die Palme bringen kann. Öfter zum Lachen.

Diese Reise würde überhaupt nicht stattfinden, wenn meine Familie nicht wäre. Sie unterstützt mich mit ganzer Kraft und in jeder Hinsicht, begleitet meinen Weg und hat sich zusammen mit mir ebenfalls auf die Reise gemacht. Martin schwang sich nun leibhaftig auf den Sattel. Er ist mein kleiner Bruder und diese Rolle hat er immer noch intus. Wenn er vor mir herfuhr, dann überrollte mich eine Welle aus Liebe und kümmern wollen, erziehen wollen, ihn beschützen wollen vor allem Unbill des Lebens!
Das hat er natürlich gemerkt und torpediert. Zu Recht!

Er ist jetzt groß und auf seinem Weg – umso mehr hat es mich gefreut, dass er mich auf meinem ein Stück begleitet hat. Er hat dabei garantiert auch viel Neues gesehen, bei sich selbst, bei Land und Leuten und auch bei mir. Unter anderem haben wir beide mal auf dem Rad schlapp gemacht: Martin in den Bergen und ich nach meinem Bühnenprogramm in Kastellaun. Wir haben uns sogar gestritten, genau wie früher. Aber als wir auf dem Rheindeich standen und uns mit Kirschkernen bespuckt haben, da wusste ich, es wird wieder gut. Und am Bahnhof in Mainz habe ich ihn dann in den Zug gesetzt. Da waren wir zwei Menschen, die die Stärken und Schwächen des anderen so gut kennen, wie es vielleicht nur unter Geschwistern möglich ist. Und trotzdem auch zwei Individuen, die Respekt voreinander haben.
Er ist mein kleiner Bruder und er ist doch so viel mehr als das. Zum Beispiel Rettungsassistent. Ein Beruf, der unglaublichen Einsatz und innere Stärke verlangt. Er kann das. Und noch viel mehr.

Ich ahne jetzt vielleicht, was es bedeuten soll. Familie. Zuhause. Deutschland.
Ach, und natürlich die Loreley!

Als Highlight der Woche haben wir ein Video gedreht, oben auf der Loreley. Hauptdarsteller ist Gastgeber Peter vom Gästehaus No3 in Zimmern. Ich brauchte dringend einen Turner und bekam Peter – ein sportlich-dramatugisches Naturtalent! Der Handstand auf der Loreley /Erich Kästner

 

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