Vorab: mir geht es gut. Wirklich. Ich bin auf einem Gestüt in Zweibrücken, um mich herum schöne Tiere und sehr freundliche Menschen. Ich habe ausgeschlafen und den Rosengarten besucht. Und ich habe gute Laune. Sonst könnte ich mich jetzt nicht dem Blogschreiben widmen, wovor ich mich seit Tagen drücke. Dabei ist es nicht so, dass ich nichts erlebe – im Gegenteil!

Welcher all meiner Eindrücke ist es wert, an dieser Stelle mitgeteilt zu werden? Ich bin überfordert. Das ist im Moment leider nichts Neues für mich. Steht eine große Strecke an, mache ich mir Sorgen, mich zu verausgaben und nicht mehr genug Kraft zu haben für den Austausch mit meinen Gastgebern und vor allem den Auftritt. Also plane ich möglichst mit Puffern, nehme manchmal sogar den Zug. Das gefällt mir eigentlich gar nicht, denn irgendwo auszusteigen und plötzlich in einer ganz anderen Landschaft zu stehen ist einfach nicht dasselbe, wie die Veränderung langsam zu „erfahren“.

Aber die enormen Wetterschwankungen und die steigenden Höhenmeter gehen nicht spurlos an mir vorüber. Für mich hat es Priorität, dass ich auf der Bühne alles geben kann. Dafür brauche ich Kraft. Für das Radfahren auch. Und dann habe ich noch nicht meine Gastgeber kennengelernt, die weitere Route geplant, Presse und Veranstalter mit Material versorgt oder Blog geschrieben. Nichts davon darf zu kurz kommen, es bleibt aber nicht aus, dass ich gefühlt bei allem irgendwie zu spät bin.

Menschen, die viel auf der Bühne stehen, werden oft von einem ähnlichen Alptraum geplagt: sie müssen unbedingt vor den Vorhang, kennen aber ihren Text nicht oder das Skript ist auf chinesisch verfasst, kurz: sie schlittern unaufhaltsam auf eine öffentliche Blamage zu. Meine Version dieses Alptraums geht so, dass ich trotz enormer Anstrengung nicht rechtzeitig ankomme. Und das Publikum sitzt vor der leeren Bühne, beginnt lautstark zu schimpfen und geht schließlich. Während ich noch meilenweit entfernt bin.

Manch einer von der Presse vermutet verkaufsorientierte Taktik dahinter, dass mein Bühnenprogramm noch keine abschließende Antwort liefert auf die Frage: „Bin ich Deutschland?“
Davon abgesehen, dass meine Reise noch nicht beendet ist, bin ich im Moment weit davon entfernt, Taktiken zu verfolgen. Ich bin mit Überleben beschäftigt.

Ich werde eine Antwort geben. Aber erst mal ankommen, möglichst körperlich und geistig gesund.

Letztendlich ist der Haken an diesem Projekt, dass ich nicht sehe, wie es anders gehen soll. Alles, was ich tue, gehört dazu. Und ich werde ja für meine Mühen entlohnt. Das Ganze ist eine einmalige Sache, in jeder Hinsicht. Daher verzeihen Sie mir bitte, dass dies kein Text mit originellem Ausgang ist.
Obwohl: Zwei Dinge halte ich für wirklich unglaublich wichtig im Leben: 1. Verraten Sie nicht alles!

Es grüßt Sie allerherzlichst und physisch/psychisch stabil

Ihre Anna Magdalena

 

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