Es liegen spannende Tage hinter mir. Das bunte Freiburg, ein Besuch bei unseren Nachbarn in Basel, viel schwimmen, wenig radeln, tausend Eindrücke im Koffer. Als Grenzgängerin war ich immer am großen Strom unterwegs, ständig wechselnd zwischen Deutschland und der Schweiz. Nun muss ich meinen blauen Faden leider verlassen, den Rhein. Es geht für drei Wochen in die Berge, ganz hoch hinauf. Ohne WLAN. Ohne Blogschreiben. Dafür mit Kamera!
Bevor ich mich aufmache, hole ich noch einmal alles aus dem Koffer raus, was ich in den letzten Wochen eingepackt habe:
Gehört in Basel:
„Basel ist anders als der Rest der Schweiz. Offener, schon immer gewesen.“
„Es gibt Deutsche, die beim Bäcker nur noch zeigen und nicht mehr reden. Weil Sie nicht wollen, dass man sie als Deutsche erkennt.“
„Ich schäme mich für meine Landsleute, die so über die Deutschen denken.“
„Richtig schlimm wird es nur, wenn die Deutschen sich bei der allemannischen Fastnacht selbstgebastelte Nasen aufsetzen statt der traditionellen handgearbeiteten Masken (Larven).“
„Obwohl viele Schweizer vier Sprachen können, fühlen sie sich den Deutschen unterlegen. Wegen dem Hochdeutsch. Sie nennen Deutschland auch ‚den großen Kanton‘.“
„Die deutschen Supermärkte an der Grenze sind immer voll. Da kaufen nur noch Schweizer ein.“
Zu mir: „Du bist lauter als alle hier aus dem Süden. Wir müssen uns immer wieder sagen, dass ihr aus dem Norden das nicht persönlich meint. Aber für uns klingt das alles, was ihr sagt und wie ihr redet, unhöflich, fast barsch.“
„Insgesamt sind die Deutschen viel offener als die Schweizer. Ich liebe die Deutschen!“
Eine Schweizerin zu ihrem Ehemann aus Bayern: „Du hast bei ‚Stadt, Land, Fluss‘ ernsthaft behauptet, Bayern sei ein Land. Und verteidigst das bis heute. Das ist verrückt!“
Gehört am Bodensee:
„Ihr scheiß Radfahrer! Ich hasse euch!“
„Ach, das ist noch gar nichts. Auf der Insel Mainau streuen sie Reißzwecken aus… “
„Wir Einheimischen schwimmen nicht im Bodensee. Viel zu warm und schlammig. Wir fahren an den Rhein.“
Gedacht:
Der Bodensee ist wunderschön. Aber Hauptsaison und Wandermärchen passen einfach nicht zusammen. Oder Hauptsaison und Entspannung.
Ich habe irgendwie angenommen, die Schweizer seien souveräner als wir Deutschen. Unabhängiger und damit selbstbewusster als wir. Und auch weil sie Hüter sind über ein Stück heile Welt und sich so höflich und gewählt ausdrücken. Stattdessen scheint wohl ein großer Teil der Wut auf „die Deutschen“ aus einem Komplex zu entstehen – gegenüber unserer Sprache und unserer Kultur.
Für die Menschen in anderen Ländern sind wir noch das Land der Dichter und Denker und sie haben doch tatsächlich Hochachtung vor unserer Kultur. Wir selbst hingegen haben das viel weniger im Bewusstsein.
Bin mal gespannt, was die Österreicher sagen…
Ich fremdel etwas mit dem Süden. Ich vermisse den weiten Himmel über den graue Wolken jagen. Und ja, ich bin immer überall die Lauteste. Ist das ein Zeichen dafür, dass ich doch ein Nordlicht bin? Mit Ruhrpott-Einschlag vielleicht?
Mal sehen was die Berge mit mir machen (:
Liebe Reisegefährten, ich melde mich im September wieder! Genießen Sie die heißen Tage und meiden Sie die Insel Reichenau. Zumindest barfuß.
Ihre Anna Magdalena Bössen
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