Also, liebe Leser, ich brauche eure Hilfe.
Berlin und ich, wir werden nicht grün miteinander.
Ich beschreibe jetzt einfach mal meinen Eindruck und ihr kommentiert, ergänzt und widersprecht bitte. Und vielleicht ergibt sich dann ein Bild, das insgesamt mehr ist, als nur meine bescheidene, sehr subjektive Meinung:
Berlin, Du bist eine Insel. Je mehr ich Dein Land kennenlerne, die Menschen und ihre Lebensweise, umso weniger erscheinst Du mir als Zentrum. Sondern eher als ein eigener Kosmos. Und Du selbst bist auch keine Einheit. Ein Archipel, mit so vielen ganz verschiedenen Inseln…
Berliner leben in ihrem Kiez. Sie bekommen nicht immer mit, was in anderen Teilen der Stadt vor sich geht und sie bekommen auch nicht immer mit, was im Rest des Landes vor sich geht. Das ist kein Desinteresse, es ist einfach zu anstrengend in Berlin zu leben und gleichzeitig noch woanders zu leben.
Tagsüber ist Berlin die kraftraubendste Stadt, die ich kenne.
Nachts verbreitet Berlin einen besonderen Zauber.
Die Stadt verspricht Dir alles, lässt Dich träumen, leuchten und am Morgen wieder fallen.
Man kann Berlin lieben.
Und irgendwann gibt die Stadt Dir sicher etwas zurück. Aber wann und was, das entscheidet sie allein.
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Meine Rede! (Aber auf mich hört ja keiner). Berlin ist ein Konglomerat kleiner „dörflicher“ Strukturen. Nur, daß es hier eben „Kiez“ heißt. Viele Berliner können sich nicht vorstellen, jemals (!) ihren Kiez zu verlassen, las ich neulich in irgendeienr Umfrage, und das deckt sich genau mit den Erinnerungen, die ich an 25 Jahre Leben im Westteil dieser Stadt habe. Ich bin sicher: daß ich mich heute in der (echten) Provinz so gut zurechtfinde, hängt nicht zuletzt damit zusammen, daß ich durch die Berliner Sozailisierung letzten Endes genau daran gewöhnt war. Wer – wie ich – selbst in einem der zentralen Bezirke lebte, fuhr (zumindest sagte man damals so) zum Einkaufen „in die Stadt“, und damit war dann der Ku’damm gemeint.
Ich habe mich jüngst mit einer Kiosk-Verkäuferin unterhalten, die das erste mal in ihrem langen Leben eine Auslandsreise hinter sich hatte. „Ick weeß jarnich, wat ick da unten soll. Bin heilfroh, det ick jetz wieda Hermannplatz unta de Füße hab, wa.“ So isset. Aber auch dafür kann man die Berliner ja liebhaben. Soooo ne große Fresse, aber in Wirklichkeit soooo kleen. 😉
Also für mich war Berlin immer die Großstadt in die ich gezogen wäre (und das als waschechter Sachse). Alein wegen dem von Markus schon beschriebenen Kulturangebot.
Nur ich würde niemals in der Stadt selbst wohnen wollen, sondern im schnukeligen Vorort mit S-Bahn Anschluß.
Ich muß etwas ausholen…….
Das erste mal war ich in Berlin im Rahmen meiner Klassenabschlußfahrt im Jahre 1984.
Das spannende damals war die Mauer,die einen krassen Gegensatz zwischen Ost-und West markierte.
Dadurch,und auch durch andere Umstände,war (West)Berlin damals DIE Stadt,wo man als jugendlicher hinwollte!
Das absolute Highlight auf dieser Klassenabschlußfahrt war dann André Hellers Feuerwerkspektakel vor dem Reichstagsgebäude!
Ich war dann noch zweimal zu Montagearbeiten dort,bis die Mauer fiel.
Aber erst 1991 war ich an einem Wochenende wieder dort……..aber der ganze Zauber war plötzlich weg,weil die Stadt dabei war,ihre Bestimmung zu suchen.
Das war zumindest mein Eindruck,weil nun überall Baustellen waren,und man sowas wie ein „Stadtzentrum“ nicht mehr verorten konnte! (Auch heutzutage gibt es nicht DAS Stadtzentrum)
Ich lief irgendwie orientierungslos umher,und hatte keinen Spass dabei.
Einzig Schloss Sassouci gefiel mir….dort fühlte ich mich wohl! ABER das ist ja bereits Potsdam,und nicht mehr Berlin! 😀
Seitdem hatte ich keinen Bock mehr,auf diese Stadt.
Erst 2012 fasste ich mir ein Herz,und besuchte diese Stadt wieder! Eigentlich,um ein Zoë Keating Konzert zu besuchen.
Dieses mal hatte ich meine Freundschaft mit DIESEM Berlin geschlossen,wo ich mich aber nur auf einen begrenzten Stadtteil festgelegt habe (Ganz grob gesagt: 2 Kilometer Radius um Hackescher Markt)
Nur hier habe ich einen gewissen Spirit gefühlt,der mich angesprochen hat,und möglicherweise auch nur hier zu finden ist! (Konnte es noch nicht verifizieren,da meine Zeit knapp war)
Ansonsten kann ich aber deine Eindrücke sehr gut nachvollziehen.
P.S.: Werde dir die nächsten Tage eine Mail senden! Habe vielleicht ein nettes Etappenziel für deine Tour…. 😉
Ein teil meines Herzens ist immer dank familie in Berlin. Und so wie die Stadt sich wirklich ständig wandelt (wie kann das denn jetzt sein, dass das nette Café vom letzten Sommer nebst netten Läden aufeinmal nicht mehr da zu sein scheint??) wandel ich mich auch ständig..ich würde Berlin immer als lebenden Organismus mit vielen Einzellern empfinden und daher auch schwer greifbar-;)) Du hast es sehr treffend beschrieben..mal öffnet sich die Stadt einem und mal bleiben die Tote verschlossen…komplett unvorhersehbar..und doch immer wieder spannennd..
Deine Worte für meine Gedanken. Berlin… zu lange war ich schon nicht mehr dort, freudig eintauchen möchte ich wieder in dieses Berlin-Gefühl, das „alles ist möglich“ atmen. Mich quer durchfressen durch all die kulturellen Einflüsse, kulinarisch, musikalisch, überhaupt. Um dann nach kurzer Zeit wieder zu spüren: Diese Stadt wartet auf niemanden, diese Stadt strengt mich an, ich will wieder raus.
„Wer nichts wird, wird Wirt. Und wer nicht weiß, wohin mit sich – geht nach Berlin. Eine Weisheit, die im Übrigen noch immer gilt und die enorm hohe Zahl verlorener Seelen hier erklärt. Aber auch den Spaßfaktor.“ – das schrieb der Berliner Autor David Wonschewski irgendwo in seiner noch gar nicht alten Anthologie „Geliebter Schmerz“.
Das Kulturangebot ein Traum. Die Menschen nett, aber manchmal anstrengend. Zum Leben: never ever. Dein Eindruck ist supertreffend formuliert (warum überrascht mich das jetzt nicht? ).