Liebe Reisegefährten,

so viel habe ich erlebt in den letzten Wochen der Etappe OSTEN und nun möchte ich endlich davon erzählen. Aber erst einmal: vielen Dank für all die Zeilen von Herzen, die mich nach meinem letzten Eintrag erreicht haben. Es hilft.

Wie schnell vergeht die Zeit manchmal – nun bin ich also wieder unterwegs und schon haben wir Herbst.
Mariechen ist wieder in München und spielt auf – und ich habe mein Rad an der Mecklenburger Seenplatte abgeholt. Dort hat es bei freundlichen Gastgebern auf mich gewartet.

Und hier ereilt es mich nicht zum ersten Mal: ein Gedanke, ein Gefühl, ein Versprechen: ich werde wiederkommen! Die Seenplatte hat mich verzaubert.
Das passiert mir öfter hier im Osten – ich stoße auf Landschaften, Menschen, Orte, die mich faszinieren – und immer würde ich gern länger bleiben. Also sage ich mir ganz laut: ich komme wieder!

Da ist zum Beispiel Kransdorf. In dem kleinen Ort auf Rügen ist der Insel e.V. zu Hause – ein sozial-ökologisches Projekt, das Menschen mit Behinderung, Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen ein Zuhause bietet. Da gibt es unter anderem eine Bäckerei, Gärtnerei, Töpferei, Holzwerkstatt und einen Reiterhof. Ich habe in meinem Studium nebenher in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gearbeitet und ich hab sofort gesehen: das hier ist ein kleines Paradies. Jede Hand wird gebraucht, alles wird zusammen erwirtschaftet und drum herum das einzigartige Licht von Rügen – ich komme wieder!

Gestern war ich in Bergsdorf, zu Gast bei Hannelore Mühlenhaupt. Sie ist die Frau von Kurt Mühlenhaupt, Maler, Bildhauer und Schriftsteller und hat ein wunderschönes Museum in dem kleinen Ort in Brandenburg. Mit Künstlerwohnung, in der ich zwei Nächte bleiben durfte. Zwei Esel, der Hund Othello und das Schwein Lillifee rennen über den Hof, die vier Hasen heißen Helmut, Kohl, Walter und Ulbricht. Morgens fallen Schulklassen ein und malen Lillifee, abends liest Herta Müller in der Scheune. Hannelore Mühlenhaupt sagt, sie sei unheimlich gerne Deutsche. Weil das Land ihr alle Chancen bietet, jeden Tag aufs Neue. Sie sagt auch, sie habe keine Lust mir etwas zu Essen zu kochen. Großartig! Ich komme wieder.

Jetzt sitze ich in Köpenick und genieße die Hauptstadt. Noch. Schon öfter bin ich euphorisch Richtung Hauptstadt aufgebrochen und habe nach zwei Tagen fluchend die Flucht ergriffen. Mal sehen, ob es diesmal anders wird  – Berlin, da bin ick wieder!

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