Du liegst im Zimmer nebenan und schläfst friedlich. Ich lausche auf Deine Atemzüge. Dein ganzer Körper setzt sich ein für jeden einzelnen Atemzug. Du bist schon weit weg und gleichzeitig nah wie nie.

Du wirst mich verlassen.
Nein, Du wirst immer bei mir sein. Ein Teil von mir sein.
Als ich vorhin an Deinem Bett saß, da war mir, als könnte ich mich zurückerinnern an unsere erste Begegnung.
Wie aufgeregt ich war. Wie gut Du gerochen hast. Wie warm Dein Herz schlug, für mich. Für uns.

Nun wird mein Herz für Dich mitschlagen. Ich werde für Dich weiteratmen, ein und aus. So tief ich kann.

Und ich werde mich bald wieder auf den Sattel schwingen und durch die Lande radeln. Und dabei all die Melodien pfeifen, die Du so liebst. Und all die albernen Witze reißen, über die Du so laut lachst.

Wo und wann ich ankomme, das ist mir egal.

Du bist jetzt auf der Reise. Du bist angekommen.

Wo Raum und Zeit nicht mehr existieren, da werden Weg und Ziel erst recht eins, oder?

Weißt Du jetzt alles? Erzähl mir davon.
Du hast so viel mit mir geteilt.

Ich habe das unbeschreibliche Glück, Deine Tochter zu sein.

Ich danke Dir.

 

Gestern verstarb meine Mutter. Sie war ein Teil dieser Reise, von Anfang an. Sie hat mir Freiheit geschenkt und ein Zuhause. Sie hat mich aus dem Nest geworfen und jeden Tag begleitet. Meine Mutter hat ihre Krankheit getragen und gemeistert.
Sie war grenzenlos stark.

Ich bin dankbar, dass ich die letzten sieben Tage ihres Lebens eng an ihrer Seite sein durfte.
Zusammen mit meiner ganzen tapferen Familie.

Nun geht meine Reise bald weiter. Und alles ist anders.

 

 

 

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